"KATHEDRALEN. Es dauert mehrere Jahrhunderte, die Dome in Ulm oder Köln fertigzustellen. Die Zeit der Kaufhäuser währte etwa hundert Jahre. Die Malls sind heute, nach etwa dreißig Jahren, in der Krise. Sie werden von Factory Outlets, Category Killer-Shops und vom elektronischen Fernhandel bedrängt. Man hat die Frage gestellt, warum das Münster in Ulm ein vielfaches mehr an Platz bot, als die Stadt Einwohner hatte. Galt es, auch den Toten einen Platz bereitzuhalten?" (Harun Farocki, JungleWorld 34/99)

 

city.crime.control | aktuell | 4.2.2000

Fr, 4.2.2000, 20:00, Gesellschaft für Aktuelle Kunst

> "Amerikanische Einstellung - Die Inszenierung von Shopping Malls"

Der Berliner Filmemacher Harun Farocki spricht über sein aktuelles Filmprojekt zu Shopping Malls,
über die Recherchen in den USA und Deutschland und zeigt erste Filmmuster.

In der Jungle World vom 18. August 1999 wurden von Harun Farocki Notizen zum Filmprojekt veröffentlicht. (siehe nebenstehendes Zitat.)

 

Harun Farocki ist heute einer der bedeutendsten Film-Essayisten Deutschlands. 1944 in der Tschechoslowakei geboren, gehörte er 1966 zum ersten Studierenden-Jahrgang der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, von der er 1968 mit einigen Kommilitonen wegen seiner politischen Aktivitäten verwiesen wurde.

Farocki hat in seinen Filmen die Entwicklung der Neuen Linken in Westeuropa begleitet. Sein Œuvre umfasst drei Spielfilme, Lehrfilme, Ansätze einer politischen Medienkritik, “essayistische“ Filmexperimente, Filmgeschichtliches sowie Dokumentationen über die gesellschaftliche Wirklichkeit in der Bundesrepublik und die Bilder, die davon in den Medien produziert werden.

Seit 1992 ist Harun Farocki Gastdozent an der University of California, Berkeley.

Über Insider-Kreise hinaus bekannt geworden ist Farocki mit seinen filmischen Beobachtungen von Arbeitsprozessen, in denen massenmedial wirksame Bilder entstehen ("Ein Bild", 1983; "Stilleben", 1997). Andere Filme zeigen Menschen im Spannungsfeld zwischen Schein und Realität. Manager üben in einer Rhetorik- und Imageschulung, sich "besser zu verkaufen" ("Die Schulung", 1987). Langzeitarbeitslose lernen in Weiterbildungen, wie sie sich in Bewerbungsgesprächen verhalten sollten ("Die Bewerbung", 1996/97).

Alle diese Filme kommen sehr alltäglich daher, zeigen zunächst nichts Sensationelles, ziehen dann aber um so mehr in ihren Bann.

 
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city crime control 06.01.00